Unsere digitale Schülerzeitung - “Nansen-News” 

Rubrik: Schaufenster In Schule

Ein Gastbeitrag von Sandra Hinz

In dem folgenden Beitrag werde ich berichten, wie wir an der Fridtjof-Nansen Schule in Hamburg Lurup eine digitale Schülerzeitung eingeführt und nachhaltig etabliert haben. Dazu erfolgen zunächst ein paar Informationen zum schulischen Hintergrund: 

Wir sind mit sechs bis sieben Klassen pro Jahrgang und vier Vorschulklassen eine recht große Grundschule mit drei Standorten und KESS-Index 2.  Die Schülerschaft ist in vielerlei Hinsicht sehr gemischt. Aus diesen Gründen sind wir ein gestandener Integrationsstandort und alle Klassen werden von einem Team aus einer Grund- und Sonderschullehrer: in geleitet. 
An der Fridtjof-Nansen-Schule sind über 100 Kolleg:innen aus unterschiedlichen Berufsgruppen tätig. An den drei Standorten gehen ca. 700 Schüler:innen zur Schule. Zudem sind wir Teil des Projekts: „voll digitalisierte Schule.“

Bild: FNS

digi.reporter – Eine digitale Schülerzeitschrift entsteht 

Im Juni 23 bekamen wir von der ZEIT-Stiftung das Angebot: „digi.reporter“, ein digitales Redaktionssystem, für ein Jahr kostenfrei auszuprobieren. Dieses Angebot passte perfekt mit dem Start der volldigitalisierten Schule zusammen und erschien uns sofort spannend und lohnend. 

Hierbei handelt es sich um eine datenschutzkonforme digitale Plattform, die die Struktur der Zeitschrift, das Layout, usw. vorgibt und „nur noch“ mit Inhalt gefüllt werden muss.  

Zuerst galt es aber zu verstehen, wie digi.reporter funktioniert. Hier habe ich mich mit meinen Kolleginnen eingearbeitet und wir haben schnell festgestellt, dass die Plattform tatsächlich nahezu selbsterklärend und der Support durch die Betreiber einfach großartig ist. Durch viele Filme, Ideen und Beispiele findet man schnell Antworten auf entstehende Fragen und erhält einen Eindruck davon, wie so eine Schülerzeitung aussehen kann.  Zusammen mit zwei weiteren Kolleg:innen haben wir uns entschieden, die Schülerzeitung als klassen- und jahrgangsübergreifendes Angebot zu etablieren. 

Los geht’s! 

Nachdem alle organisatorischen Fragen wie Kursform und Zeit geklärt waren, hatten wir im Oktober unsere erste Redaktionssitzung.  Gestartet sind wir mit neun Kindern aus unseren Klassen. Diese bilden den festen Redaktionskern und sind unsere Dig!reporter:innen.  

Mit dieser Gruppe haben wir besprochen, was eine Schülerzeitung ist, wie die Zeitung heißen soll und wie das Layout gestaltet werden kann. 

 

Nachdem das Grundgerüst stand, ging die eigentliche Arbeit für unsere Erstausgabe  los. Die Kinder haben gelernt, wie man die Artikel auf der Plattform schreiben kann, was zu einem guten Artikel gehört und wie zum Beispiel Fotos eingefügt werden. In diesem Zusammenhang wurden auch Themen wie Datenschutz, Pressefreiheit und Pressekodex, Demokratie und Meinungsfreiheit besprochen. Alles unterstützt durch den umfangreichen Supportbereich das digi.reporter-Plattform. 

Wir haben überlegt, welche Themen wir für unsere Schule wichtig finden, was wir gerne lesen würden und was unsere Leser:innen interessieren könnte. Das alles war ein sehr demokratischer Prozess und am Ende war die Grundstruktur unserer Zeitung klar.  Ausgestattet mit einem Presseausweis und ihren iPads ziehen unsere Redakteur:innen los, machen Interviews oder Fotos für ihre Reportagen. Sie schreiben die Artikel zu Hause, im Unterricht oder bei unseren wöchentlich am Nachmittag stattfindenden Redaktionssitzungen.

Geschrieben wird direkt in unserem digi.reporter- Bereich. Jede:r Redakteur:in hat einen eigenen Zugang. Es besteht die Möglichkeit allein oder in einer Gruppe den Bericht zu verfassen. Wir Lehrer:nnen fungieren als Chefredaktion. Wir lektorieren die zur Veröffentlichung eingereichten Berichte, geben den Autor:innen eine Rückmeldung und ggf. Verbesserungsvorschläge.  

Pünktlich am 1. Dezember 2023 haben wir unsere Nansen-News erstmals veröffentlicht – wie stolz unsere Reporter:innen da waren. Ein sehr guter Einstieg war der ebenfalls technisch maximal gut vorbereitete Adventskalender, den unser Reporter:innen-Team nach und nach mit Inhalten füllen konnte.

Nansen-News – Eine Erfolgsgeschichte 

Inzwischen haben wir neben unserem festen Redaktionsteam mehrere freie Mitarbeiter:innen. Die Kinder können sich entweder über den Machmit-Button der Schülerzeitung bei uns melden oder sie sprechen jemanden aus dem Redaktionsteam auf dem Schulhof an. So arbeiten jetzt Kinder von der zweiten bis zur vierten Klasse an den Nansen-News, die entweder zu den Redaktionssitzungen kommen oder uns einfach Beträge einreichen, die sie zu Hause oder in der Schule geschrieben haben. 

Seit Dezember sind die Nansen-News über einen Link oder QR-Code für die Schulgemeinschaft öffentlich, letztendlich kann aber jede:r die Schülerzeitung einsehen. Deshalb arbeiten wir mit unseren Redakteur:innen auch zum Thema Datenschutz und Öffentlichkeit im Internet. Wir möchten das Bewusstsein der Kinder schärfen, vorsichtig und verantwortungsbewusst mit ihren und anderen Daten umzugehen. 

Startseite der Nansen-News

Die Reaktionen unser Leser:innen sind bislang durchweg positiv. Eine Herausforderung für uns ist allerdings, das Interesse unserer Leserschaft aufrecht zu erhalten. So haben wir uns jetzt entschieden, die Nansen-News alle vier bis sechs Wochen zu überarbeiten und neue Beiträge immer zu einem bestimmten Datum zu veröffentlichen. Die Schulgemeinschaft wird dann freitags auf die neue Ausgabe hingewiesen.

Die Nansen-News sind inzwischen zu einem Medium geworden, das zeitnah und regelmäßig darüber berichtet, was an der Schule passiert. Zusätzlich ist neuerdings der Bereich „Infos aus der Chefetage“ dazu gekommen, in dem die Schulleitung über Aktuelles informiert und so für mehr Transparenz sorgt. 

Reporter:innen bei der Arbeit

Die Arbeit an den Nansen-News bedeutet für uns Lehrerinnen kurz vor der Veröffentlichung einiges an Arbeit. Dadurch, dass die Kinder so engagiert und selbstständig arbeiten, macht uns diese aber auch ganz viel Spaß und erfüllt uns mit großer Zufriedenheit. Wenn Schule nur immer so sein könnte! Immer wieder sind wir in unserem schulischen Alltag auf der Suche nach Formaten, die es den Schüler:innen ermöglichen, selbstwirksam zu arbeiten. Mit den Nansen- News stellt sich die Frage nach der Selbstwirksamkeit nicht mehr.

Eigene Artikel zu schreiben, zu veröffentlichen und die Reaktionen der Leserschaft mitzubekommen ist für alle unsere Redakteur:innen so motivierend, dass jede neue Ausgabe mit großem Eifer vorbereitet wird. Die Kinder bringen Ihre eigenen Ideen ein und können sich in Bereichen engagieren, die für sie ganz persönlich eine Bedeutung haben. Auch für den Deutschunterricht stellt diese Arbeit eine Bereicherung dar: Wenn ein Text anschließend veröffentlicht wird, stellt sich die Frage, warum die Rechtschreibung wichtig ist, nicht mehr. 

In unserem “Schaufenster in Schule” stellen wir euch regelmäßig gelungene Beispiele der digitalen Schul- und Unterrichtsentwicklung aus Hamburger Schulen vor. Frei nach dem Motto: “Stöbern, Entdecken, Ausprobieren und Vernetzen!” wollen wir euch dazu anregen voneinander zu lernen und eure Schulen gemeinsam digital zu entwickeln.