Mit kollaborativen Schreibtools die 4K fördern

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Echte Teamarbeit lässt sich mit Hilfe kollaborativer Schreibtools gezielt im Unterricht initiieren. Gute Partner- oder Gruppenarbeit benötigt eine enge Zusammenarbeit und die Möglichkeit, dass alle Beteiligten aktiv zum Arbeitsprozess beitragen können. Dies erfordert Kompetenzen, die in unserer komplexer werdenden Welt eine wesentliche Rolle spielen – die sogenannten 4K.

Was sind die 4K?

Das 4K-Modell beschreibt die Schlüsselkompetenzen, die unsere Schüler:innen benötigen, um sich in unserer digital geprägten Welt zurechtzufinden: Kreativität, kritisches Denken, Kollaboration und Kommunikation.

Grafik von Jöran Muuß-Merholz mit Zeichnungen von Hannah Birr, Agentur J&K auf Basis einer Folie von Markus Bölling (CC BY 4.0)

Diese vier Kompetenzen beschreiben nicht allein das Denken eines Menschen, sondern darüber hinaus auch seine Art zu lernen und zu arbeiten.

Kreativität

Kollaborative Texttools werden mit Hilfe digitaler Medien und oft online genutzt. Diese ermöglichen auch Schüler:innen mit Teilleistungsstörungen oder anderen Unterstützungsbedarfen die Teilhabe. Beispielsweise das Diktieren, Zoomen oder Vorlesen von Inhalten, sofern diese in den Betriebseinstellungen aktiviert sind, können bei der Erstellung eines schriftlichen Arbeitsproduktes für Kinder und Jugendliche, denen das Schreiben oder Lesen Schwierigkeiten bereitet den entscheidenden Unterschied machen.

Zudem eröffnen sich durch die Vielzahl an multimedialen Funktionen vieler Tools, z.B. das Einbinden von Bild- und Tonmedien, ungeahnte schöpferische Möglichkeiten.

Kritisches Denken

Kollaborative Schreibtools sind in der Regel aufgebaut wie die meisten gängigen Schreibprogramme. Dies bedeutet, dass sie direkte Rückmeldung zu Orthographie und Rechtschreibung geben und so die/den Schüler:in diesbezüglich zur kritischen Reflexion seiner Schreibweise anregen können.

Bei der Nutzung dieser Tools können alle Gruppenmitglieder gleichzeitig das Dokument bearbeiten. Jede:r Schüler:in ist also konkret aufgefordert, selbst etwas zum Arbeitsprodukt beizutragen und kann sich nicht so leicht im Gruppenprozess zurücknehmen.

Zudem fördert die Arbeit mit kollaborativen Schreibtools im Zusammenhang mit der Nutzung der Recherche nach online Inhalten gezielt wichtige Medienkompetenzen. Themen wie Datenschutz, Urheberrecht oder die Seriosität von Informationsquellen müssen sorgfältig berücksichtigt werden.

Kollaboration

Partner- und Gruppenarbeit kann orts- und zeitunabhängig erfolgen. Dies kann insbesondere bei der Erledigung von Hausaufgaben, Projekt-Arbeiten oder beim Lerngruppen übergreifenden Arbeiten von Vorteil sein.

Die Ergebnisse der Einzelnen fügen sich automatisch in einem Gruppenprodukt zusammen. Dadurch können die unterschiedlichen Stärken der verschiedenen Gruppenmitglieder optimal zusammenwirken. Die Schüler:innen können sich in ihren Kompetenzen ergänzen.

Änderungen können zeitaktuell nachvollzogen werden. Es wird deutlich angezeigt, wer einen Inhalt eingefügt oder überarbeitet hat.

Als Lehrkraft hat man stets den Überblick über alle Gruppenprodukte, kann Rückmeldungen geben ohne dabei ständig zwischen den einzelnen Gruppen räumlich wechseln zu müssen.

Kommunikation

Die Arbeit mit Hilfe kollaborativer Schreibtools bildet den Arbeitsprozess der Gruppe deutlich ab, indem sich z.B. der Bearbeitungsverlauf dort anzeigen lässt. Das kann zum Anlass genommen werden, um über das eigene Lernen und die Zusammenarbeit gemeinsam zu reflektieren.

Zudem beinhalten diese Tools meist eine Kommentar- und eine Chatfunktion. Über erstere können die Gruppenmitglieder gezielt Rückmeldungen und Gedankenimpulse zu den einzelnen Ergebnissen untereinander mitteilen. Die Chatfunktion ermöglicht einen nachvollziehbaren Austausch über weitere Arbeitsschritte und inhaltliche Aspekte.

Da alle gleichzeitig am Lernprodukt arbeiten können, erfordert dies eine klare Absprache über Planung, Arbeitsregeln und Aufgabenverteilung unter den Gruppenmitgliedern.

Welches kollaborative Schreibtool ist das richtige?

Der Markt ist groß und bietet dir eine Vielzahl an Tools. Bei der Auswahl des für dich richtigen Tools können dir folgende Fragen eine Orientierung bieten:

  • Niedrigschwellig vs. komplex: Reicht es, wenn einfache Schreibarbeiten gemeinsam ausgeführt werden können oder erfordert die Aufgabe erweiterte Funktionen wie das Einfügen von Tabellen, Zeichnungen oder komplexeren Formatierungsoptionen?
  • Datenschutz: Ist das Tool DSGVOkonform?
  • SuS-Endgeräte: Welche Lösungen bieten die Geräte deiner Schüler:innen zum kollaborativen Schreiben bereits an?

Als niedrigschwellige und DSGVO-konforme Tools können beispielsweise die Etherpads von kits.blog und yopad genutzt werden. Beide sind einfach zu bedienen, werden von deutschen Servern gehostet und die Ablaufzeit des Pads ist klar begrenzt. Schulen, die IServ nutzen, haben die Möglichkeit die Module „Office“ und „Textmodul“ kollaborativ im Unterricht einzusetzen. Aber auch die Betriebssysteme von Android- und iOS-Geräten bieten teilweise eigene Tools an. Letzteres ermöglicht zum Beispiel die gemeinsame Bearbeitung in Pages und Keynote. Insofern deine Schule bei den Schüler:innengeräten mit pseudonymisierten Apple-IDs arbeitet und dadurch keine personenbezogenen Daten auf den Apple-Servern gespeichert werden, können auch die Kollaborationsfunktionen dieser beiden Apps DGSVO-konform genutzt werden. Die Webseite unterrichten.digital stellt verschiedene praxiserprobte Tools ausführlich und anschaulich, u.a. in kurzen Videotutorials vor. Ein Besuch lohnt sich!