Digitale Kinderunis als außerschulisches Enrichment

Bild: @Hector Kinderakademien

Kinderunis stellen bereits seit Langem eine etablierte Fördermöglichkeit für interessierte, begabte und hochbegabte Schüler:innen dar. Vor allem Kindern, die besonders stark nach Wissen streben, deren Bedürfnisse die Schule aber nicht bedienen kann, ist eine langfristige Teilnahme an einem Kinderuni-Programm im Sinne eines außerschulischen Enrichments zu empfehlen (genauere Hintergründe siehe: Labyrinth 156 „Die Kinderuni als digitale Bildungsinitiative“).

Die kindgerechte Vermittlung wissenschaftlicher Themen lässt sich allerdings nicht einfach durch bunte Bilder und vereinfachte Sprache umsetzen. Solche Programme müssen didaktisch so aufbereitet sein, dass ihre herausfordernden Fragestellungen eine aktive mentale Auseinandersetzung mit den Lerninhalten ermöglichen.

Laut aktuellen Erkenntnissen zur Wissenschaftskommunikation für eine junge Zielgruppe eignen sich dafür vor allem Formate, die Kinder durch unterhaltende und emotionale Elemente dazu anregen, sich tiefergehend mit einem Thema zu beschäftigen.

Quelle: https://lead.schule/blog/interaktion-erwuenscht-wissenschaft-digital-und-kindgerecht-vermitteln

Ein weiterer wichtiger Bestandteil zeitgemäßer Kinderuni-Formate besteht in dem direkten Kontakt mit den Wissenschaftler:innen. Zusätzlich ist es von Vorteil, wenn die Vorträge mit einem Begleitprogramm verbunden sind, wodurch das Wissen aus der Vorlesung nachhaltig verankert werden kann. Kurz gesagt: Auch bei dem Format „Kinderuni“ ist das Prinzip der kognitiven Aktivierung als eine der Basisdimensionen guten Unterrichts (nach Klieme 2006) zu berücksichtigen.

Digitale Kinderunis haben dabei den Vorteil, dass sie ortsunabhängig stattfinden können – denn nicht alle Kinder wohnen in der Nähe einer Universitätsstadt und nicht jede Universität bietet ein solches Programm an. Zudem sind diese Angebote auch zeitlich flexibler durchführbar in dem ohnehin schon vollen Alltag vieler Kinder und Jugendlicher. Als weiterer Pluspunkt der digitalen Formate ist das Begleitprogramm zu nennen, das bei den meisten Kinderunis fehlt, die vor Ort stattfinden. Nichtsdestotrotz hat auch der Besuch von Präsenz-Vorlesungen seine Vorzüge, da die Atmosphäre sowie der direkte Kontakt zu den Wissenschaftler:innen hierbei intensiver ist.

Auch wenn Kinderunis im Allgemeinen vorrangig ein außerschulisches Enrichmentangebot darstellen, lässt sich das Format des Goethe-Instituts (siehe unten bei den Angeboten) ebenso in den Schulunterricht integrieren.

Welche digitalen Angebote gibt es?

Im Folgenden werden drei digitale Kinderuni-Formate mit ihren Begleitprogrammen vorgestellt. Sie unterscheiden sich in Punkto Ausrichtung und Konzeption. Alle richten sich an Kinder zwischen 8 und 12 Jahren und sind kostenlos.

Bild: @Goethe-Institut

AKAD KinderUni

Bei der AKAD KinderUni handelt es sich um eine Veranstaltungsreihe mit mehreren Vorlesungen von Expert:innen verschiedener Fachrichtungen. Diese sind als Live-Vortäge via Zoom organisiert und dauern mindestens 45 Minuten. Während der Vorlesung besteht die Möglichkeit, Fragen mündlich oder schriftlich (über den Chat) zu stellen. Interaktive Anteile wie Comics, Videos, digitale Animationen, Spiele, kleine Experimente oder Mitmach-Übungen sind in die Vorlesung integriert. Als Anregung zum Selbstlernen wird im Anschluss an die Veranstaltung auf Materialien der Stiftung „Kinder forschen“ hingewiesen und passendes Material benannt. Die Kinder erhalten nach Teilnahme an drei Vorlesungen ein digitales KinderUni Diplom der AKAD.

Die nächste KinderUni startet im November 2024: Es werden Experimente dabei sein, aber auch etwas zum Thema Sprachen mit dem Fokus auf Übersetzungstools. Das neue Programm soll im Juli 24 auf der Webseite der AKAD KinderUni veröffentlicht werden – aktuell ist dort noch die Veranstaltungsreihe des letzten Wintersemesters zu sehen. Erstmalig wird es in Ergänzung dazu eine AKAD JugendUni für Schüler:innen ab Klasse 11 mit dem Schwerpunkt der Berufs- und Studienorientierung geben:

Bild: @AKAD KinderUni

Kinderuniversität und JuniorUni des Goethe-Instituts

Die Digitale Kinderuniversität (für Kinder von 8 bis 12 Jahren) sowie die Digitale JuniorUni (für Jugendliche von 12 bis 14 Jahren) sind Bildungsprojekte des Goethe-Instituts. Dabei handelt es sich um asynchrone Selbstlernkurse, die immer nach demselben Prinzip aufgebaut sind: Zuerst gibt es eine Vorlesung (als Video) und dann folgen die Aufgaben. Die Besonderheit dabei: Dieses Bildungsangebot ist sowohl für Deutschanfänger:innen geeignet, als auch für Schüler:innen, die bereits fließend Deutsch sprechen. Die Videos sind in verschiedenen Landessprachen sowie mit landessprachlichen oder deutschen Untertiteln verfügbar und in jedem Video werden den Studierenden jeweils zehn neue Lernwörter beigebracht, so dass sie auch ohne Vorkenntnisse eine Einführung in das Erlernen der deutschen Sprache bekommen. Die Kinder bzw. Jugendlichen sammeln Punkte (Badges), mit denen sie je nach Anzahl die Auszeichnung „Student“ bis hin zum „Professor“ erwerben können. Man kann sich auch ein Zeugnis mit den Kursen ausdrucken, die erfolgreich absolviert worden sind. Inhaltlich ist die Digitale Kinderuni in die Fakultäten „Mensch – Natur – Technik“ gegliedert, die JuniorUni behandelt die Themenbereiche „Robotik und Coding“, „Raumfahrt“, „Technologien“, „Naturforschung“ und „Energie und Nachhaltigkeit“.

Dieses Kinderuni-Format ist vielseitig einsetzbar: zu Hause für außerschulisches Enrichment oder innerhalb des Unterrichts als Differenzierungsmöglichkeit bzw. zusätzlich zur Förderung der deutschen Sprache (geeignet für den DaF-Unterricht). Um den Fortschritt des Kindes zu verfolgen, lässt sich ein Eltern- bzw. Lehrerzugang anlegen. Beim Lehrerzugang gibt es noch zusätzliche didaktische Materialien zum Download: für DaF-Lehrkräfte, konzipiert nach dem „CLIL-Prinzip“ (CLIL: Content and language integrated learning), bei dem das Erlernen der Sprache und das Fachlernen simultan erfolgen.

Bild: @Goethe-Institut

Kinder-Uni der Hector Kinderakademien

Bei der Kinder-Uni der Hector Kinderakademien handelt es sich um insgesamt zwölf aufgezeichnete Vorlesungen von Tübinger Spitzenforscher:innen, bei denen immer eine andere wissenschaftliche Frage beantwortet wird. Der Ablauf der Veranstaltung ist jedes Mal identisch mit einer Dauer von rund einer Stunde: Vorspann – Vorstellung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihren jweiligen Fachgebieten – Vorlesung – Fragerunde durch die Kinder (die erste Vorlesung ist jeweils eine Live-Veranstaltung gewesen) – Merkgedicht. In der Web-Serie spielen auch die beiden Tübinger Comedians Helge Thun und Udo Zepezauer mit. Sie tauchen in den aufgezeichneten Vorträgen immer wieder auf und fassen am Ende die Erkenntnisse des Vortrags mit einem Merkgedicht zusammen. Die Kinder-Uni ist damit nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam.

Zu finden sind die zwölf aufgezeichneten Vorlesungen im YouTube-Kanal der „Hector Kinderakademien“:

Bild: @Hector Kinderakademien