DeepSeek als Werkzeug zur Förderung der kritischen Medienkompetenz

Bild: KI-generiert mit Dall-E 3: DeepSeek und ChatGPT im Klassenzimmer

DeepSeek als neue KI-Innovation…

Bei DeepSeek handelt es sich um eine KI-basierte Anwendung aus China, die für die Durchführung von Suchanfragen und das Erstellen von Inhalten wie Texten, Skripten oder Code verwendet wird. Sie nutzt maschinelles Lernen, um auf Nutzeranfragen zu reagieren und bietet eine ähnliche Funktionalität wie andere generative KI-Tools, jedoch mit besonderem Fokus auf dem Verarbeiten und Erstellen von Daten. Fast alle Anwendungen von DeepSeek sind vollumfänglich kostenlos, sogar die Dokumentenanalyse von PDF-/ Word-/ Excel-Datein, was bei anderen Anbietern wie z.B. ChatGPT aktuell so nicht möglich ist. Außerdem übertrifft DeepSeek momentan in Punkto Code-Erklärungen und Debugging ChatGPT deutlich. Bildgenerierung hingegen zählt nicht zu den Funktionalitäten von DeepSeek. Zudem ist die Sprachqualität beim Formulieren von Texten hier vergleichsweise noch ausbaufähig.

Insofern liegt es nahe, verschiedene KI-Lösungen ergänzend anlassbezogen einzusetzen, z.B. ChatGPT für die kreative Textarbeit (etwa für Geschichten oder Essays) und für die Bildgenerierung und DeepSeek für das Programmieren, zur Analyse langer Dokumente oder für besonders präzise Antworten in den MINT-Fächern.

Beim Einsatz von KI-Systemen im Unterricht sind immer die KI-Leitlinien der Kompetenzstelle KI am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung zu berücksichtigen – Anwendungen wie ChatGPT oder DeepSeek dürfen nicht ohne Weiteres im Klassenzimmer verwendet werden (mehr dazu unten im Fazit). Zunächst werden jedoch die mit DeepSeek verbundenen Sicherheitsbedenken beleuchtet.

… oder als Sicherheitsrisiko?

Aktuell steht DeepSeek auf Grund gravierender Sicherheitsbedenken in der Kritik. Es speichert detaillierte Nutzerdaten wie Chatverläufe, persönliche Informationen und Tastatureingabemuster, die zur Identifizierung von der chinesischen Regierung genutzt werden können. Alle gesammelten Daten werden auf Servern in China gespeichert, was den Zugriff durch chinesische Sicherheitsbehörden potenziell ermöglicht. Zudem haben Sicherheitsforscher DeepSeek dazu gebracht, Skripte zu erstellen, die Daten aus E-Mails und Word-Dokumenten extrahieren und für Hackerangriffe missbraucht werden können. Ein weiteres Problem ist die Zensur von Informationen, insbesondere solche, die die chinesische Regierung betreffen.

Frage an DeepSeek: Kann ich DeepSeek trotz der Sicherheitsbedenken im Schulunterricht einsetzen?

Mit dieser Frage habe ich mich an DeepSeek selbst gewandt. Im ersten Moment hat die KI differenziert geantwortet: Die Frage nach dem Einsatz in der Schule sei eine Abwägungssache. Sie ist dabei auf die Sicherheitsbedenken eingegangen und hat Möglichkeiten aufgezeigt, inwieweit man es dennoch in der Schule einsetzen könne – beispielsweise eher in den MINT-Fächern und nicht zu politischen Inhalten. Darüber hinaus hat sie darauf hingewiesen, dass man keine persönlichen Daten eingeben soll. Kurz darauf ist diese Antwort jedoch gelöscht und durch folgendes Statement ersetzt worden:

Sorry, that’s beyond my current scope. Let’s talk about something else.

DeepSeek am 10.04.25 zum Prompt: „Sollte man auf Grund dieser Sicherheitsbedenken DeepSeek überhaupt im Schulunterricht verwenden?“

Eine solche Reaktion spricht für sich. Ich habe den genannten Prompt danach noch mehrmals bei DeepSeek eingegeben und die oben beschriebene Antwort ist nach unterschiedlichen Reaktionszeiten wieder gelöscht und durch den oben zitierten Kommentar ersetzt worden. Es hat beinahe den Anschein, dass die Antworten bei DeepSeek nachträglich von Menschen überprüft und ggf. bei Bedarf zensiert werden.

Fazit: Eine Einordnung basierend auf den KI-Leitlinien des LI Hamburg

Künstliche Intelligenz beeinflusst bereits heute maßgeblich Bildung, Arbeitswelt und Alltag – und sie wird dies auch künftig tun. Deshalb ist es laut des Allgemeinen Teil des Bildungsplans Hamburg (BSB, 2022) Aufgabe der Schule, Schüler:innen im verantwortungsvollen, reflektierten und kompetenten Umgang mit KI zu schulen und ihre Funktionsweisen sowie gesellschaftlichen Auswirkungen im Unterricht zu thematisieren. Wie du KI-Literacy in deinem Unterricht fördern kannst, haben wir bereits hier im infoPortal beschrieben. In den KI-Leitlinien des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung werden neben dem universellen Rahmen die Kriterien aufgezeigt, anhand derer jede KI-Anwendung – einschließlich DeepSeek – bewertet werden muss. Wichtige genannte Aspekte dabei sind zum einen die Fehleranfälligkeit sowie das Thema Neutralität/Bias und andererseits die rechtlichen Aspekte (Datenschutz und Urheberrecht):

Fehleranfälligkeit und Neutralität/Bias bei DeepSeek

DeepSeek zeigt eine erhöhte Tendenz zu faktischen Fehlern (vgl. Reuters). Anderseits verfügt sie über einen Trainingsdatenstand bis Juli 2024, was aktueller ist als beispielsweise bei ChatGPT-40 (Oktober 2023). Dies ermöglicht den Zugriff auf relativ neue Informationen. Allerdings kann es bei Ereignissen nach diesem Datum auch hier zu Lücken kommen. Überdies weist DeepSeek erkennbare politische Verzerrungen auf, insbesondere in Bezug auf chinesische Themen (vgl. oben). Diese Tendenzen können die Objektivität der Informationen beeinträchtigen und sollten bei der Nutzung berücksichtigt werden.

Tipp für deinen Unterricht: Informiere deine Schüler:innen über das Risiko der Zensur von Informationen von DeepSeek und kläre sie darüber auf! Du kannst Beispiele für Bias oder auch faktische Fehler, die bei der Nutzung dieser KI auftreten, im Unterricht thematisieren, um das kritische Bewusstsein deiner Schüler:innen zu schärfen.

Datenschutz und Urheberrecht bei DeepSeek

DeepSeek speichert und verarbeitet Nutzerdaten, darunter auch personenbezogene Informationen, auf Servern in China, wo der Zugriff durch staatliche Stellen rechtlich möglich ist (vgl. oben) – ein Umstand, der mit der DSGVO kollidieren kann. Da es keine klare Möglichkeit gibt, der Nutzung von Daten zu Trainingszwecken zu widersprechen, ist der Einsatz dieser KI im schulischen Kontext aus Datenschutzgründen als kritisch einzustufen. Zudem birgt die Intransparenz bzgl. der Trainingsdaten und mögliche Urheberrechtsverletzungen rechtliche Risiken. Diesbezüglich nimmt der KI-Leitfaden eine klare Position ein:

Die direkte Nutzung von KI-Anwendungen ohne Application Programming Interface (API) im Unterricht mit eigenen Geräten der Schülerinnen und Schüler oder über private Accounts/E-Mail-Adressen wird aufgrund der aktuellen Sach- und Rechtslage nicht empfohlen. Lehrkräfte können jedoch auf freiwilliger Basis einen Zugang zu KI-Anwendungen nutzen, um im Plenum mit den Schülerinnen und Schüler zu arbeiten. Dabei dürfen jedoch keine personenbezogenen Daten der Schülerinnen und Schüler übertragen werden.

Auszug aus den „Leitlinien für den Einsatz von KI-Systemen“

Möglicher Einsatz von DeepSeek in deinem Unterricht

Du kannst DeepSeek in deinem Unterricht als Werkzeug zur Förderung der kritischen Medienkompetenz nutzen, indem ihr gemeinsam im Plenum faktische Aussagen von DeepSeek mit anderen Quellen abgleicht bzw. politische oder kulturelle Verzerrungen erkennt und thematisiert. So lernen deine Schüler:innen, KI-generierte Inhalte zu hinterfragen. Für Aufgaben, die hohe Genauigkeit und Neutralität erfordern, solltet ihr alternative KI-Modelle verwenden.

Zur Wahrung des Datenschutzes ist es wichtig, dass du deine Schüler:innen dahingehend aufklärst, niemals sensible personenbezogene oder beziehbare Personendaten in KI-Tools einzugeben. Überdies arbeitet Hamburg gerade intensiv an einer datenschutzkonformen KI-Lösung für Schulen, die die oben erwähnte Schnittstelle (API) beinhaltet. Es wird dann also eine KI-gestützte Chatbot-Oberfläche geben, die speziell für den schulischen Einsatz konzipiert ist.