ChatGPT kann Lehrkräfte bei Routineaufgaben entlasten und Schüler:innen bei ihrem Schreibprozess vor allem im Deutsch- und Fremdsprachenunterricht begleiten.
ChatGPT ist ein Interface für das Large Language Model (LLM) GPT-3.5. GPT-3.5 steht für Generative Pretrained Transformer 3.5, also ein vortrainierter generativer Transformator; dieser besteht aus Natural Language Processing-Modellen, die mit Deep Learning trainiert wurden, um menschliche Sprache zu imitieren. ChatGPT ist eine Schnittstelle, die auf dieses Sprachmodell zugreift. ChatGPT ist ein Chatbot, der benutzt wird, um menschliche Sprache nachzuahmen. ChatGPT produziert keine Fakten.
Diese Videoreihe des KI Campus erklärt die Funktionsweise von ChatGPT.
Disclaimer:
Die Antworten von ChatGPT bedürfen immer einer Prüfung der Inhalte. Fachliches Orientierungswissen ist Voraussetzung der Nutzung von ChatGPT. Diese Übersicht verdeutlicht dies anschaulich.
Die Nutzung von ChatGPT und anderen LLMs (Large Language Models) mit Interface ist nicht DSGVO-konform. Schüler:innen dürfen im schulischen Kontext keine personenbezogenen Daten angeben.
ChatGPT kann vor allem generische Dialoge führen, das heißt Dialoge, die oft in Datensätzen, mit denen GPT-3.5 trainiert wurde, vorkommen. Im schulischen Kontext heißt das, dass ChatGPT vor allem Routineaufgaben von Lehrkräften übernehmen kann.
ChatGPT kann (individualisierte) Übungsaufgaben, Musterlösungen, Vokalbellisten, Quiz und Lückentexte erstellen, die Rechtschreibung prüfen. Es kann Klassenarbeiten und dazugehörige Erwartungshorizonte erstellen, Schüler:innentexte korrigieren und sogar Rückmeldungen geben.
Einige Beispiele für Prompts (Anweisungen für ChatGPT) befinden sich hier.
Selbstverständlich bedarf die Ausgabe von ChatGPT immer einer fachliche Überprüfung. Die von ChatGPT generierten Ausgaben sind als ein Ergebnis eines Chats, eines Dialogs zwischen informierter Fachlehrkraft und Chatbot zu verstehen. ChatGPT wird hier zum Co-Autor von Lehrkräften.
ChatGPT kann ebenso bestehende Texte korrigieren, erweitern und diese eingeschränkt analysieren. So kann man mit spezifischen Eingaben (Prompts) bestehende Texte umschreiben im Stile einer:s bestimmte:n Autors:in, mit einer bestimmten Motivation, mit einem bestimmten Gefühl, für eine bestimmt Zielgruppe oder in eine bestimmte Textform.
Beispiele für geeignete Eingaben, um den Schreibprozess von Schüler:innen mit ChatGPT zu unterstützen finden sich hier.
Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten. Bei verbreiteten Texten, wie beispielsweise jenen von Shakespeare funktioniert die Imitation dieses Schreibstils ausgesprochen zufriedenstellend, bei weniger bekannten Autor:innen hingegen ist es wahrscheinlich, dass die Ausgabe von ChatGPT faktisch falsch ist.
Mega-Prompts sind umfangreiche ChatGPT-Eingaben, die ChatGPT eine bestimmte Funktionsweise zuweisen. Ein Mega-Prompt besteht aus der Beschreibung einer Aufgabe oder Tätigkeit; er beschreibt zusätzlich die notwendigen Arbeitsschritte, liefert einen konkreten Kontext, legt Einschränkungen der bestimmten Funktionsweise fest; er definiert ein konkretes Ziel und das Format des Outputs. Ein Mega-Prompt beantwortet somit folgende Fragen:
– Was ist zu tun?
– Was ist in welcher Reihenfolge zu tun?
– Was muss dabei beachtet werden?
– Was soll der Chatbot-Dialog erreichen?
– Wie soll die Rückmeldung des Chatbots aussehen?
Weitere Informationen zu Mega-Prompts finden sich hier.
ChatGPT kann auch als Dialogpartner für Schüler:innen im Unterricht in Übungsphasen eingesetzt werden. Mit sogenannten Mega-Prompts, umfangreichen ChatGPT-Eingaben, die ChatGPT eine bestimmte Funktionsweise zuweisen, kann ChatGPT als Dialogpartner für generische Dialogsituationen für Schüler:innen eingesetzt werden. Beispielsweise kann ChatGPT als Interviewpartner dienen oder einen Bestellvorgang in einem Restaurant imitieren.
Mit Hilfe von Mega-Prompts kann ChatGPT ebenso als Schreibassistent die Schüler:innen in ihrem Schreibprozess begleiten, Rückmeldungen zu ihren Texten und deren Struktur geben.
Beispiele für solche Mega-Prompts finden sich hier.
ChatGPT ist eine Anwendung von vielen, die den Schreibunterricht im Deutschunterricht und in den Fremdsprachen verändern. ChatGPT kann ebenso als Co-Creator eingesetzt werden; es kann ein Bestandteil eines crossmedialen Storytellings werden. ChatGPT ist hier die momentan greifbare Spitze des symbolischen Eisberges, der den Unterricht verändern wird.
Auf Basis von unterschiedlichen LLMs können Bilder, Präsentationen, Codes, inzwischen auch Filme und zukünftig auch Videospielwelten erstellt werden.
Konkrete Beispiele sind:
– Philippe Wampflers „Wir erzeugen ein Gedicht“ (Bildgenerierung, Textgenerierung)
– Christian Vanells „Erschließen einer Kurzgeschichte mit KI-Unterstützung“ (Bildgenerierung, Textgenerierung)
– Regina Schulz‘ „Macbeth als Snoop Dogg“ (Textgenerierung, Sprachgenerierung)
Dieser Artikel basiert auf:
– der Fortbildung des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung: „Digialsnack: ChatGPT für den Deutsch- und Fremdsprachenunterricht“ (9.2.2023) von Hendrik Stammermann und Regina Schulz; die begleitende Taskcards befindet sich hier.
– den Fortbildungen für Fobizz „ChatGPT im Fremdsprachenunterricht“ (23.1.2023, Taskcards) und „Prompt Crafting im Fremdsprachenunterricht“ (1.3.2023), die begeleitende Taskcard befindet sich hier.
ChatGPT kann Lehrkräfte und Schüler:innen auf vielfältige Weise unterstützen.
ChatGPT verändert die Lehrer:innenrolle. Dadurch, dass ChatGPT Lehrkräfte bei Routineaufgaben unterstützen kann, bleibt Lehrenden mehr Zeit, didaktische, pädagogische Fragestellungen zu diskutieren und Schüler:innen individueller beim Lernen zu begleiten.
ChatGPT verändert den Schreibunterricht. ChatGPT kann den Schreibprozess von Schüler:innen unterstützen und kann so neue Co-Kreationen von Mensch und Maschine ermöglichen.
Vor allem macht ChatGPT jedoch greifbar, dass sich Unterricht an sich verändern wird. Generische Aufgabenstellungen werden in Zukunft (schon jetzt) nicht mehr möglich sein; denn diese werden mit nur einen Klick von ChatGPT beantwortet. Unterricht muss sich öffnen und komplexe, relevante, individualisierte, reflektierende Fragestellungen im Unterricht ermöglichen.
Bild: Colourbox