Bild: Stabsstelle Digitalisierung
Wir stellen Ihnen Fortbildungsformate vor, die innerhalb der Schule stattfinden können und in der Kolleg:innen für Kolleg:innen ihr Wissen teilen. Diese Formate können, müssen aber nicht ohne externe Fortbildner:innen auskommen.
Diese schulinternen Fortbildungsformate haben viele Vorteile. Es entfällt beispielsweise in der Regel die Reisezeit, dadurch werden auch kurze Formate denkbar attraktiv.
Wissen, das an der Schule schon bei einzelnen Kolleg:innen vorhanden ist, wird in die Breite getragen und bis dahin “verborgene Schätze” gehoben. Die Passgenauigkeit zwischen Referent:innen und den Bedarfen an den Schulen ist höher. Bei schulinternen Fortbildungen steht außerdem die gemeinsame Entwicklung ganz oben auf der Prioritätenliste, um Kompetenzen im Team auf- und auszubauen. Diese Konzeption hat den Vorteil, dass – fast nebenbei – Kollaboration im Kollegium zur gemeinschaftlichen Umsetzung von Vorhaben der Schul- und Unterrichtsentwicklung in der digitalen Welt eingeübt wird.
An der Schule sollte ein Fortbildungskonzept vorhanden oder im Entstehen sein. Dessen Inhalte knüpfen idealerweise an den Kompetenzstand im Kollegium an. Für die Ermittlung dieses Kompetenzstandes eignet sich beispielsweise der DigiCompEdu, ein Tool zur Selbsteinschätzung, das auf dem Europäischen Rahmen für die Digitale Kompetenz Lehrender basiert.
Kurzinformationen zu verschiedenen Fortbildungsformaten:
Im Folgenden stellen wir verschiedene bewährte Fortbildungsformate vor und verweisen jeweils auf ein Beispiel oder weiterführende Informationen. Die Fortbildungsformate unterscheiden sich zum Teil in Teilnehmerzahl, Reichweite, Vorbereitungsaufwand etc. voneinander und können auf ganz verschiedene Art und Weise eingesetzt werden.
Die offene Sprechstunde ist ein einfaches Fortbildungsformat, an dem Teilnehmer ohne vorherige Anmeldung spontan die Möglichkeit bekommen, individuell Fragen zu stellen und Hilfe zu bekommen. Benötigt wird ein festes Zeitfenster, ein festgelegter Raum (auch virtuell möglich) und ein Experte, der in Bezug auf das jeweilige Thema Fragen beantworten kann. Thematisch lassen sich die offenen Sprechstunden einschränken (Tablet-Sprechstunde, LMS-Sprechstunde, eduPort-Sprechstunde, usw.). Sollte es einen oder mehrere Kolleg:innen mit einer breit gestreuten Expertise geben, kann die Sprechstunde thematisch offener sein. Ideal ist es, wenn Themen gebündelt werden können, sodass mehrere Personen von der gleichen Hilfestellung profitieren.
Der Name ist Programm: In einem fünf- bis zehnminütigen Kurzvortrag stellt die vortragende Person kurz und knapp einen eigenen Inhalt vor. Die Kürze des Vortrags ermöglicht es, den Inhalt auf das Wesentliche zu reduzieren. In der Regel werden mehrere Kurzvorträge von unterschiedlichen Personen aneinandergereiht, um eine Veranstaltung von mindestens 30 Minuten Länge zu organisieren. Bei den Beiträgen kann es sich um Good-Practice-Beispiele aus dem eigenen Unterricht, neue Entdeckungen im Bereich von Tools und Apps oder aber auch um Erkenntnisse jeglicher Art aus dem Bereich des Lernens mit digitalen Medien handeln. Rückfragen zu den Beiträgen und deren Diskussion sind nicht vorgesehen, können aber in anderen Formaten nachgeschaltet werden. Das Format kann innerhalb des Kollegiums oder aber auch darüber hinaus geplant werden. Auch eignet sich das Format für Lehrerkonferenzen, auch externe Redner sind nicht ausgeschlossen. Das Peer-to-Peer-Lernen steht bei diesem Format im Vordergrund.
Eine Mikrofortbildung ist eine anwendungsorientierte Kurzfortbildung, die häufig schulintern organisiert wird und dazu dient, einen überschaubaren Sachverhalt kurz und knapp zu erläutern, darzustellen und begreifbar zu machen. Ziel ist es, in Bezug auf eine Problemstellung in den Austausch zu kommen, Impulse zu geben und Rückfragen zu ermöglichen. Gleichzeitig dient die Mikrofortbildung dazu, das Wissen der Teilnehmenden sichtbar zu machen und das Kollegium zu vernetzen. Die Expertise kommt aus dem Kreis des Kollegiums. Mikrofortbildungen sind niedrigschwellig zu implementieren und sind überschaubar in Bezug auf den Vorbereitungsaufwand. Häufig werden Mikrofortbildungen als Veranstaltungsreihe angeboten, die in regulären Schulwochen einen festen Termin hat. Es eignen sich regelmäßige freie Zeitfenster vor Konferenzen, ein festes Zeitfenster vor Schulbeginn oder nach Schulschluss aber auch große Pausen. Jede Mikrofortbildung sollte ein festes Thema haben, auf das sich die Teilnehmer einstellen können. Welche Themen angeboten werden, hängt von der Expertise des Kollegiums ab. Bedarfe können per Umfrage ermittelt werden. Der Ablauf einer einzelnen Mikrofortbildung ist nicht festgelegt. Geläufig ist ein kurzer Input, gefolgt von einer Phase des Ausprobierens mit anschließendem Austausch. Vor allem in Bezug auf das Lernen mit digitalen Medien haben sich Mikrofortbildungen an vielen Schulen etabliert und als förderliches Peer-to-Peer-Format erwiesen.
Eine Möglichkeit, Mikrofortbildungen zu organisieren, ist das Format des Kurskiosk von Sonja Henning.
Das Forum Bildung Digitalisierung hat eine Zusammenstellung zu Mikrofortbildungen veröffentlicht.
Umfassende Informationen finden sich ebenfalls in dem Material von Jan Vedder.
Ein Barcamp (auch „Un-Konferenz“ oder „Mitmachkonferenz“) ist ein offenes Fortbildungs- und Veranstaltungsformat. Austausch und Diskussion stehen im Mittelpunkt. Ziel ist es, auf die Erfahrungen und auf das Wissen der Teilnehmer zurückzugreifen und diese in das aktive Geschehen mit einzubinden. Die Teilnehmer des Barcamps werden zu „Teilgebern“, da sie eine aktive Rolle in den verschiedenen „Sessions“ der Veranstaltung übernehmen können und sollen. Ein Barcamp ist im Normalfall eine Präsenzveranstaltung, die ein zeitliches Minimum von drei Stunden nicht unterschreiten sollte. Noch besser ist ein ganzer Veranstaltungstag, eventuell sogar mehr. Nach einer Begrüßung und Anmoderation wird im Plenum ein gemeinsamer Sessionplan erstellt, der aus mehreren aufeinanderfolgenden Blöcken von meist 45 Minuten aufgeteilt ist. Innerhalb der 45minütigen Blöcke werden zeitlich parallel zueinander unterschiedliche Sessions angeboten. Diese orientieren sich an Fragestellungen oder Angeboten von Personen aus dem Kreis der Teilnehmer, womit diese zu „Teilgebern“ werden. Die „Teilgeber“ stellen sich selbst und ihre Fragestellung bzw. ihr Angebot vor und übergeben dies in Form einer Kurznotiz an den Sessionplaner, der ein Zeitfenster für das Angebot findet. Die „Teilgeber“ leiten dann die Session, die ihre Frage zum Thema hat. Die Besucher der Session tragen ihr Wissen und ihre Impulse bei, so dass für alle Beteiligten ein Wissenszuwachs entsteht. Möchte jemand nicht mehr teilnehmen, wird die Session verlassen und ggf. eine parallel stattfindende Session besucht. Zwischen den Session-Blöcken werden Pausen eingelegt. Auf einer ganztägigen Veranstaltung sind fünf und mehr aufeinanderfolgende Session-Blöcke nicht ungewöhnlich. Ein Barcamp kann für ein Kollegium, Zusammenschlüsse mehrerer Kollegien oder auch für einen weiter geöffneten Personenkreis organisiert werden. Zu der „reinen“ Barcamp-Variante, in der die Sessions ausschließlich durch Personen aus dem Teilnehmerkreis entstehen, gibt es auch Varianten, bei denen ein oder mehrere externe Experten eingeladen werden, ihr Wissen in Sessions anzubieten. Jede Session eines Barcamps wird protokolliert, so dass das Ergebnis nachvollziehbar für weitere Interessierte bleibt. Dies erfolgt meist in digitaler Form um den Zugriff auf die Informationen zu erleichtern. Barcamps gelten als gelungene Form von Peer-to-Peer-Fortbildungen.
Als Screencast bezeichnet man aufgezeichnete Videosequenzen, die Abläufe bei der Verwendung von Software am Computer beschreiben und erklären. Dabei wird die auf dem Bildschirm ablaufende Aktion mitgefilmt und kommentiert. Die Erklärung zu den Sequenzen erfolgt entweder in Textform, in Form von Audio-Kommentaren oder aber auch in Verwendung beider Formen. Screencasts lassen sich nahezu zu jeder Anwendung und auf den unterschiedlichsten Betriebssystemen aufzeichnen. Der zeitliche Umfang eines Screencasts orientiert sich an der Komplexität des zu erklärenden Sachverhaltes. Grundsätzlich wird zwischen aufgezeichneten und im Internet gespeicherten Screencasts und live-Screencasts unterschieden. Während aufgezeichnete und abgelegte Screencasts beliebig oft angesehen und wiederholt werden können, werden live-Screencasts punktuell eingesetzt. Um Screencasts aufzeichnen zu können, wird eine Software benötigt, die es ermöglicht, die Aktivität auf dem Bildschirm mitzuschneiden und mit Audio- sowie Textkommentaren zu versehen. Es existieren diverse Produkte von unterschiedlichen Anbietern. Der technische Aufwand zum Erstellen eines Screencasts ist gering. Es lässt sich eine beliebig große Anzahl an Personen zeit- und ortsunabhängig erreichen, so dass sich dieses Format gut zur Selbstfortbildung eignet. Kritisch zu beurteilen ist, dass es keine Möglichkeit gibt, Fragen zu stellen oder mit dem Produzenten des Screencasts direkt zu interagieren.
Ein Webcast ist eine Video- oder Audiosequenz, die ähnlich zu einer Fernseh- oder Radiosendung funktioniert, aber auf die Übertragung per Video- oder Audiostream über das Internet ausgerichtet ist. Es kann sich bei einem Webcast um eine abgefilmten Vortrag einer Person handeln oder aber auch um aufwändig produzierte Beiträge. Die Sendung erfolgt, ebenfalls ähnlich zu einer Fernseh- oder Radiosendung, in eine Richtung, vom Sender zu einer beliebigen Anzahl von Empfängern (one-to-many). Unterschieden werden kann zwischen Live-Webcasts (z.B. eine Liveübertragung von einer Vorlesung) und einem On-Demand-Webcast, der aufgezeichnet und als Video- oder Audiodatei bzw. -stream abgelegt wird. Hier verschwimmt die Grenze zum Podcast, der auf ähnliche Weise funktioniert. Der Screencast eignet sich zur Vermittlung von Inhalten jeglicher Art und Komplexität. In den meisten Fällen werden, neben Ton und Bild des Moderators, Präsentationen, Bild- Audio oder Videodateien sowie weitere Dokumente mittels Screensharing übertragen. Sollte ein Teil des Beitrags nicht verstanden worden sein, kann bei On-Demand-Webcasts im Bedarfsfall zurückgespult oder gar von vorn begonnen werden. Webcasts lassen sich mit vergleichsweise geringem technischen Aufwand produzieren und eignen sich zum zeit- und ortsunabhängigen Lernen. Kritisch angemerkt werden muss, dass die direkte Interaktion mit dem Moderator ist nicht vorgesehen und nicht möglich ist. Das Publikum kann nichts zum Inhalt des Webcasts beitragen.