In unseren Themendossiers bündeln wir für dich ausgewählte Inhalte zu einem sorgfältig ausgewählten Themenschwerpunkt. Sie bieten dir einen umfassenden Zugang zu praxisnahen Ideen, Hintergrundwissen, Projekten und Impulsen – kompakt aufbereitet und aktuell.
Dieses Dossier widmet sich dem Thema KI in der Bildung von heute bis morgen. Hier geht’s zu den anderen Beiträgen.
Warum KI-Kompetenz in der Schule?
Die rasante Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) stellt das Bildungssystem vor neue Herausforderungen. Es reicht nicht aus, Lernende lediglich auf den Umgang mit digitalen Medien vorzubereiten. Vielmehr brauchen sie darüberhinaus auch Kompetenzen, um KI-Systeme zu verstehen, kritisch einzuordnen und verantwortungsvoll zu nutzen.
Gleichzeitig müssen auch wir Lehrkräfte uns entsprechende Fähigkeiten aneignen, um die Chancen und Grenzen von KI in der Schule einzuschätzen und didaktisch sinnvoll nutzen zu können. Doch wie lassen sich diese Anforderungen in der Praxis umsetzen? Welche Kompetenzmodelle bieten uns Orientierung für den Unterricht?
Kompetenzrahmen als Wegweiser für die KI-Bildung
Ein praxisnahes Modell stammt von Joscha Falck, Susanne Alles, Manuel Flick und Regina Schulz (2023). In ihrem Modell teilen sie die KI-Kompetenzen in vier Bereiche ein:
- Verstehen – Grundlegende Funktionsweise von KI-Systemen nachvollziehen
- Anwenden – KI-Werkzeuge gezielt einsetzen und anpassen, mit KI kreativ werden und kollaborieren
- Reflektieren – Kritische Auseinandersetzung mit ethischen, gesellschaftlichen und politischen Fragen
- Mitgestalten – Aktiv an der Entwicklung, Gestaltung und Bewertung KI-basierter Systeme mitwirken
Die vier Kompetenzbereiche hängen wie ein Kreislauf miteinander zusammen. Sie lassen sich aber auch unabhängig voneinander ohne feste Reihenfolge durchlaufen.
Alle Bereiche sind wiederum in drei Niveaustufen (grundlegend, fortgeschritten, kompetent) unterteilt, was eine Orientierung für unterschiedliche Alters- beziehungsweise Jahrgangsstufen bietet. Im Zentrum steht die Idee des „AI Leadership“ – also der Fähigkeit, KI nicht nur zu bedienen, sondern auch in ihrer Wirkung und Reichweite zu durchdringen. Der Mensch steht dabei im Mittelpunkt und führt die Regie über die künstliche Intelligenz. Für die Schule bedeutet das, KI nicht nur als technisches Thema zu behandeln, sondern in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext zu verankern, als Teil zeitgemäßer Allgemeinbildung.
Quelle: Falck, J., Alles, S., Flick, M. & Schulz, R. (2023): KI-Kompetenzen für Lehrende und Lernende. In: Barda, N. et al. (Hrsg.), Künstliche Intelligenz in der Schule. Waxmann.
(Online abrufbar über: https://joschafalck.de/ki-kompetenzen/)
Anforderungen an uns Lehrkräfte und unsere Lernenden
Der Erwerb von KI-Kompetenzen bleibt nicht auf den Informatikunterricht beschränkt. Vielmehr sollten KI-Kompetenzen als Methodenkompetenzen fächerübergreifend erworben werden, als Teil der aktiven Medienarbeit im Unterricht.
Zudem ist es wichtig, bei deinen Schüler:innen ein Verständnis dafür aufzubauen, dass die verantwortungsvolle Anwendung von KI voraussetzt, dass sie das jeweilige fachliche Thema zuvor inhaltlich durchdrungen haben. Erst dann sind sie in der Lage, die Vorschläge oder Ergebnisse der KI kritisch zu hinterfragen, einzuordnen und zu bewerten. KI-Kompetenzen können nur sinnvoll genutzt werden, wenn inhaltliche Kompetenzen zuvor aufgebaut wurden
Für uns Lehrkräfte wird es immer wichtiger, dass wir uns grundlegendes Wissen darüber aneignen, wie KI funktioniert, wie sie im Unterricht eingesetzt werden kann und zugleich welche pädagogischen Potenziale und Risiken mit ihr verbunden sind.
Das Deutsche Schulportal der Robert Bosch Stiftung empfiehlt, bereits in der Grundschule erste Grundlagen für den kompetenten Umgang mit KI zu legen. Dies kann beispielsweise durch spielerische Zugänge zu informatischem Denken oder durch erste Berührungspunkte mit KI-gestützten Anwendungen wie adaptiven Lernsystemen oder einfachen Prompt-Beispielen im Umgang mit Chatbots geschehen.
Mit zunehmendem Alter kann das Thema KI dann systematisch weiter vertieft werden, sowohl als Lerninhalt als auch als Werkzeug im Unterricht. Dabei ist es wichtig, nicht nur auf das Lernen mit KI zu setzen, sondern auch die Fähigkeit zum Lernen ohne oder über KI zu stärken. Dies kann etwa durch das kritische Hinterfragen von Ergebnissen, durch eigenständige Informationsrecherche oder durch Reflexion über den Einfluss von KI auf das eigene Lernen geschehen.
Perspektiven für die Schulpraxis
Die Umsetzung des hier vorgestellten Kompetenzmodells erfordert gezielte Fortbildungen sowie eine konzeptionelle Schulentwicklung. Auch können wir so unserem Bildungsauftrag gerecht werden, unsere Schüler:innen in einer zunehmend von KI-geprägten Welt kompetent zu unterstützen. Je nach Altersstufe und Unterrichtsfach lassen sich KI-Themen unterschiedlich aufbereiten: von ersten Zugängen über kreative Tools zum Ausprobieren in der Grundschule bis hin zu vertiefter ethischer oder technischer Auseinandersetzung in der Sekundarstufe.
KI-Kompetenz ist keine reine Digitalisierungsfrage. Sie berührt Grundfragen von Bildung, etwa die Fähigkeit zur kritischen Analyse, zur ethischen Urteilsbildung und zur demokratischen Teilhabe. Das Kompetenzmodell wie das von Falck et al. kann Schulen hier eine gute Orientierung geben.