Digitale Lernverlaufsdiagnostik mit "quop"an der GS Am Sooren

Rubrik: Schaufenster In Schule

Bild: VD17

Lernverlaufsdiagnostik als Ausgangspunkt für Förder- und Fordermaßnahmen an der GS Am Sooren

Im folgenden Beitrag werden wir darstellen, wie wir an der Schule Am Sooren in Hamburg Rahlstedt eine regelmäßig stattfindende Lernverlaufsdiagnostik etabliert haben, um den tatsächlichen Lernstand jedes Kindes zu ermitteln und auf diese Weise den Schüler:innen eine passende Förderung zukommen lassen können. Dazu erfolgen zunächst ein paar Informationen zum Hintergrund des Projekts, in das die Lernverlaufsdiagnostik eingebettet gewesen ist.

Teilnahme am Forschungsprojekt der Uni Münster im Rahmen der „Begabungspiloten“

2017 hat unsere Schule als eine von zwölf Hamburger Auswahlschulen an dem Modellprojekt „Begabungspiloten“ teilgenommen (mittlerweile sind es 43 Projektschulen). Das Projekt wurde als Hamburger Umsetzung der Bund-Länder-Initiative „Leistung macht Schule“ (LemaS) zur Förderung leistungsstarker und potenziell besonders leistungsfähiger Schüler:innen konzipiert und ist auf insgesamt 10 Jahre angelegt. Die Projektschulen werden von der BbB (Beratungsstelle besondere Begabungen) beraten und fortgebildet.

Im Rahmen des Projekts „Begabungspiloten“ hat unsere Schule die Möglichkeit erhalten, am Forschungsprojekt „Diagnosebasierte differenzierte Leseförderung in der Grundschule“ der Uni Münster teilzunehmen (Teilprojekt 14). In diesem Teilprojekt ist uns ein Gesamtkonzept aus internetbasierter Lernverlaufsdiagnostik mit dem digitalen Tool „quop“ sowie Material zu strukturierten Feedbackgesprächen und zur Leseförderung mit dem „Lese-Sportler-Programm“ zur Verfügung gestellt worden.

Lernverlaufsdiagnostik: „quop-Zeit“ an der Schule Am Sooren

Bei quop handelt es sich um eine computergestützte Lernverlaufsdiagnostik in den Kompetenzbereichen Lesen und Rechnen für die Klassenstufen eins bis sechs sowie im Fach Englisch für die Klassenstufen fünf und sechs.

Nach mehreren Jahren der Erprobung und Evaluation ist die Teilnahme am Teilprojekt mittlerweile beendet, das Tool quop wird aber weiterhin für die Bereiche Lesen und Rechnen im Unterrichtsalltag unserer Schule genutzt. Aktuell führen wir die quop-Tests in sechs Klassen durch. Das bedeutet, die Kinder vollziehen über das Schuljahr verteilt alle 2-3 Wochen einen kleinen Test am Computer bzw. Tablet. Für die Klassen 1 und 2 ist eine Sprachanleitung vorgesehen, die die Kinder entweder über Kopfhörer oder über einen Lautsprecher hören.

Die Tests bleiben in ihrem Schwierigkeitsgrad immer gleich, ebenso wie die Aufgabenformate, so dass die Schüler:innen die Tests zunehmend schneller und selbstständiger bearbeiten können. In der Stundentafel haben wir eine feste „quop-Zeit“ verankert, in der wir als Fachkräfte für Begabtenförderung in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Fachlehrkräften die Tests durchführen und auswerten. Die Auswertung der Tests erfolgt unmittelbar und automatisch. Die Lehrkräfte erhalten im Lehrermenü des Programms einen detaillierten Einblick in die Entwicklung der Lese- bzw. Rechenkompetenzen ihrer Schüler:innen und können über das Schuljahr hinweg die Entwicklung jedes Kindes sowie die Entwicklung der ganzen Klasse beobachten und somit Hinweise für die individuelle Förderung und Planung ihres Unterrichts erhalten.

Die unten stehende Grafik zeigt den Verlauf eines einzelnen (fiktiven) Schülers einer 3. Klasse in Mathematik. Die Tests enthalten Aufgaben aus den drei Bereichen „Einheiten“ (rotes Diagramm), „Rechnen“ (blaues Diagramm) und „Geometrie“ (gelbes Diagramm). Der farbig dargestellte Bereich kennzeichnet den „Normalbereich“. Das Programm gibt ergänzend noch einen kurzen Text, der bezogen auf den letzten Test beispielsweise folgendermaßen aussieht:

Beispiel-Grafik (fiktiv) für eine Auswertung von quop

„Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass im Umgang mit den Grundrechenarten noch Unsicherheiten bestehen. Im Umgang mit Einheiten werden die wesentlichen Anforderungen erfüllt, aber noch nicht sicher beherrscht, wohingegen der Umgang mit Aufgaben zur Geometrie bereits sicher beherrscht wird.

Bitte beachten Sie bei den Texten zur Einordnung des Lernstandes der Kinder, dass diese sich auf inhaltliche Lernziele beziehen, die im Laufe des Schuljahres erworben werden sollen. Am Beginn eines Schuljahres ist es daher völlig normal, wenn in den Texten auf Unsicherheiten in einem Inhaltsbereich hingewiesen wird, auch wenn die Lernleistungen im Normbereich liegen.“

Unsere Schüler:innen nehmen motiviert an den Testungen teil und sind an ihren Ergebnissen bzw. Lernfortschritten sehr interessiert. Die Arbeit mit dem Tablet macht ihnen in der Regel viel Spaß und sie verbessern gleichzeitig ihre Fertigkeiten im Umgang mit digitalen Endgeräten und der Anwendung von Lern-Tools. Nach jedem Test wird den Kindern eine einfache Grafik angezeigt, die die Entwicklung ihrer eigenen Leistung im Zeitverlauf darstellt. Schüler:innen, die bereits Erfahrung mit der Teilnahme an quop haben, können ihre Ergebnisse nach einem Test anhand dieser Lernfortschrittskurve selbst interpretieren. Wir geben unsererseits jedem Kind eine kurze Rückmeldung zum aktuellen Testergebnis, was erfahrungsgemäß die Motivation noch zusätzlich steigert.

Wichtig ist unserer Ansicht aber, dass nicht zu sehr auf die punktuellen Ergebnisse, sondern auf die langfristige Entwicklung der Kurve geschaut wird. Außerdem muss betont werden, dass die Tests nicht als Bewertungsgrundlage zu verwenden sind, sondern lediglich zur Feststellung eines Lernfortschrittes, von dem sich individuelle Förder- bzw. Fordermaßnahmen ableiten lassen.

Fördern und Fordern auf Grundlage der quop-Diagnostik

Die Rückmeldungen aus der Lernverlaufsdiagnostik ermöglichen uns, die Schüler:innen an der Schule Am Sooren gezielt in Lesebänder zur Leseförderung* einzuteilen. Darüber hinaus schlägt das Tool sowohl homogene als auch heterogene Lese-Tandems vor, die in unseren Übungsphasen zum Einsatz kommen. Abhängig von den Ergebnissen der Diagnostik werden unsere Schüler:innen mit dem entsprechenden Lese-Sportler-Material ausgestattet und erhalten regelmäßig ein Feedback zu ihrem Lernstand. Mittels der quop-Diagnostik kann also das Sportler-Material fortlaufend an den individuellen Lernstand des jeweiligen Kindes angepasst werden.

Das vereinfachte Lesekompetenzmodell zeigt die empfohlenen Fördergruppen im Lese-Sportler-Programm auf Basis von quop-Ergebnissen.
© https://www.leistung-macht-schule.de/de/Mit-dem-Lese-Sportler-Programm-zum-sicheren-Lesen-1897.html

Neben der praktischen Nutzung im Unterricht dienen die Resultate der Lernverlaufsdiagnostik auch als wertvolle Grundlage unserer Förder- und Forderkonferenzen sowie der Lernentwicklungsgespräche. Sie bieten eine objektive Datengrundlage, um den individuellen Lernfortschritt zu besprechen und gezielte Maßnahmen abzuleiten.

Nicht zuletzt liefern uns die Ergebnisse wertvolle Hinweise für die inhaltliche Gestaltung des eigenen Unterrichts: Unsere Lehrkräfte erhalten dadurch einen Überblick, welche Themen erneut aufgegriffen oder vertieft werden müssen und welche Inhalte ihre Klasse bereits sicher beherrscht. Somit trägt quop zu einer bedarfsgerechteren Unterrichtsplanung bei.

* Anmerkung der Redaktion: Die Einteilung in Förderbänder mit passendem Lernmaterial auf der Grundlage von Lernverlaufsmessungen innerhalb der gesamten Klasse entspricht einer Umsetzung des Response-To-Intervention-Modells (RTI) nach Huber & Grosche 2012 (dort bezogen auf die ersten beiden Ebenen).

Weiterführender Hinweis: Nach dem gleichen Prinzip (Diagnostik – Förderplanung – Lernen) verläuft der Einsatz von „2P – Potenzial und Perspektive“, einem webbasierten Diagnostik- und Lerntool, das in Hamburgs weiterführenden Schulen bereits eingesetzt wird: Das Programm ermöglicht eine systematische Verknüpfung von Diagnostik und Förderung und somit eine gezielte Förderplanung basierend auf den 2P-Lernständen. Ursprünglich ist 2P für neu Zugewanderte entwickelt worden, doch mittlerweile hat es sich als effektives Erstdiagnoseinstrument auch für muttersprachliche Schüler:inen der Sekundarstufe I bewährt. Darüber hinaus befindet es sich in einigen Hamburger Grundschulen im laufenden Schuljahr in der Pilotierungsphase.

Ein Gastbeitrag von Esther Lewerenz und Natalia Aktesheva: Sie sind beide ausgebildete Fachkräfte für Begabtenförderung an der GS Am Sooren.

Bild: quop-Testung an der Grundschule Am Sooren

In unserem “Schaufenster in Schule” stellen wir euch regelmäßig gelungene Beispiele der digitalen Schul- und Unterrichtsentwicklung aus Hamburger Schulen vor. Frei nach dem Motto “Stöbern, Entdecken, Ausprobieren und Vernetzen!” wollen wir euch dazu anregen, voneinander zu lernen und eure Schulen gemeinsam digital zu entwickeln.